Das Wichtigste in Kürze
Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in Liestal wächst – deshalb soll die Schulanlage Fraumatt künftig Platz für zwei Klassenzüge (zwölf Klassen und eine Einführungsklasse) bieten. Heute reicht der Platz nur knapp für einen Zug. Ein Erweiterungsbau ist nötig, um den steigenden Raumbedarf zu decken, inklusive neuer Räume für Betreuung, Bibliothek und einen Mehrzweckraum.
Der Bau soll bis Sommer 2028 fertiggestellt sein. Der Einwohnerrat hat einen Baukredit von CHF 9,87 Mio. (±10 %, exkl. Teuerung) einstimmig genehmigt. Da der Betrag über CHF 4 Mio. liegt, entscheidet die Stimmbevölkerung über den Baukredit.
Das Architekturbüro Wyss+Santos hat das Projekt geplant, die Grundlage für die Abstimmung liegt nun vor.
Doch ist der Erweiterungsbau Schulanlage Fraumatt wirklich notwendig – und sind die damit verbundenen Kosten gerechtfertigt? Wir haben uns mit dem Bauvorhaben auseinandergesetzt und fassen das Wichtigste für Sie zusammen.
Hintergrund: Warum die Schulanlage Fraumatt erweitert werden soll
Der ursprüngliche Plan, einen Neubau mit Dreifachturnhalle am Standort Gestadeck zu errichten, wurde wegen zu hoher Kosten verworfen. Stattdessen wird nun an bestehenden Schulstandorten erweitert – wie an der Fraumatt, wo bereits genügend Turnhallen vorhanden sind.
Zuvor haben bereits die Sozial-, Bildungs- und Kulturkommission sowie die Bau- und Planungskommission das Projekt geprüft und als notwendig beurteilt. Sie überzeugte das Gesamtkonzept, das ausgewogene Raumangebot und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Beide Gremien empfahlen dem Einwohnerrat einstimmig die Annahme des Baukredits. Am 26. Februar 2025 stimmte der Einwohnerrat dem Kredit in zweiter Lesung ebenfalls einstimmig zu.
Das Bauprojekt im Überblick
Der geplante Erweiterungsbau entsteht östlich der bestehenden Schulanlage Fraumatt, direkt hinter dem heutigen Schulhaus. Er schafft zusätzliche Raumkapazität in insgesamt elf neuen Räumlichkeiten, darunter sechs Klassenzimmer, vier Gruppenräume sowie ein Mehrzweckraum. Ergänzt wird das Angebot durch eine Bibliothek mit Ludothek und einen Raum für die schulergänzende Betreuung.
Raumaufteilung nach Geschossen:
- Untergeschoss: Aus Kostengründen auf das Nötigste reduziert, beherbergt das UG lediglich die Technikräume und einen Putzraum.
- Erdgeschoss: 193 m² grosser Mehrzweckraum und Raum für schulergänzende Betreuung (ausgelegt auf 25 % der Schülerzahl, entspricht kantonalen Vorgaben mit 4 m² pro Kind).
- 1. Obergeschoss: Unterrichtsräume, vier Gruppenräume, breiter Korridor mit Zugang zum Aussenraum als Lernfläche nutzbar.
- 2. Obergeschoss: Weitere Schulräume, moderne Bibliothek mit Ludothek. Planung erfolgte mit Fachpersonen der Kantonsbibliothek Baselland.
Gestaltung des Aussenraums und ökologische Aufwertung
Der Schulhof wird naturnah aufgewertet – mit neuen Bäumen und vielfältiger Bepflanzung zur Förderung der Biodiversität. Die Gestaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern im Rahmen eines Partizipationsverfahrens.
Nachhaltige Bauweise und Energieversorgung
Der Erweiterungsbau erfüllt den Minergie-Standard 2023 und orientiert sich an den SIA-Normen für Energieeffizienz, Schallschutz, Barrierefreiheit und Tageslichtnutzung. Das Gebäude erhält eine Photovoltaikanlage mit Dachbegrünung (Ost-West-Ausrichtung) und wird ans Fernwärmenetz angeschlossen.
Die Planung folgt einem Lowtech-Konzept: günstig, robust, wartungsarm. Manuelle Fensterlüftung, einfache Technik in Nasszellen, LED-Beleuchtung, Lamellenstoren zur Beschattung.
Bauweise: Betonskelettbau mit Stahlbetonwänden im UG. Verwendete Materialien sind schadstoffarm, reparaturfreundlich und langlebig.
Projektunterlagen: Hier ansehen (Passwort: Fraumatt2024)
Das Architektenteam hinter dem Fraumatt-Ausbau
Beauftragt ist das Basler Architekturbüro Wyss + Santos, geleitet von Marilí Santos-Munné und Lorenz Wyss. Seit 2000 realisiert das Büro Projekte im Bildungs-, Hotel- und Wohnbereich.
Wyss + Santos stehen für kreative, budgetbewusste Architektur mit klarem Design und funktionalem Fokus. Beispiel: Gesamtsanierung Schulhaus Lochacker (SEK I) in Reinach.
Reaktionen und Berichterstattung zum Bauvorhaben
Die BAZ berichtete mehrfach über gravierenden Platzmangel. Teilweise ist gesetzeskonformer Unterricht nicht mehr möglich. Klassen wurden in das entfernte Mühlemattschulhaus verlegt.
Eine Ausnahmebewilligung zur Integration fremdsprachiger Kinder steht öffentlich zur Debatte. Der Stadtrat betont jedoch, dass diese mit der Sprachlerngruppe zusammenhängt und nicht direkt mit dem Raummangel.
Frühere Pläne scheiterten an Finanzen und Strategiewechseln. Die heutige Strategie: gezielte Erweiterung bestehender Standorte. Der Ausbau Fraumatt ist das erste Projekt dieser Linie.
EVP Baselland: Stellungnahme zur Schulanlage Fraumatt
Die EVP Baselland spricht sich in einer Mitteilung vom 25. April 2025 klar für den Erweiterungsbau aus. Sie betont die Belastung durch Auslagerungen und lobt das funktionale, nachhaltige Konzept (Photovoltaik, Fernwärme, Aula, Betreuung).
Die Partei ruft zur Zustimmung beim Urnengang am 18. Mai 2025 auf – im Interesse der Kinder und eines zukunftsfähigen Bildungsstandorts.
Fazit: Investition mit Potenzial für Liestal
Obwohl der Ausbau pädagogisch wie organisatorisch sinnvoll ist, wurde bisher kaum über Kostenstruktur oder finanzielle Langzeitfolgen berichtet.
Positiv hervorzuheben ist, dass die Kalkulation mit CHF 502.– pro Kubikmeter innerhalb des marktüblichen Richtwerts liegt und damit als wirtschaftlich nachvollziehbar gilt.
Die Unterlagen sind detailliert und öffentlich zugänglich – ein Pluspunkt für Transparenz. Insgesamt erscheint der Bau als durchdachte Investition in die Zukunft.
Die Volksabstimmung findet am 18. Mai 2025 statt. Ihre Meinung interessiert uns – nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion!